Corona – und dann?

Unser Blick hinter die Kulissen

Seit einem Jahr befragen wir unsere Kunden, wie die Corona-Pandemie ihre Organisationen, das Geschäftsmodell, die Menschen und die Branche beeinflusst.

Mit Beginn des ersten Lockdowns war es natürlich spannend, wie der Umgang mit der neuen Situation gelang - Unsicherheit, Lieferengpässe, plötzlich Homeoffice. Spätestens seit dem dritten Lockdown ist längst so vieles, was einst neu schien, zur Routine geworden und wir blicken nun auf die Veränderungen, die sich in der Arbeitswelt bis heute etabliert haben und gehen der Frage nach: Was wird bleiben? Wie werden wir künftig zusammenarbeiten?

Dieses Mal durften wir uns mit Volker Baumann, Head of Research & Development bei Anton Paar OptoTec GmbH, austauschen.

Foto: Volker Baumann

Consensa: Herr Baumann, vielen Dank, dass Sie an dieser Serie mitwirken. Lassen Sie uns gleich starten: Nach über einem Jahr Corona, welchen Einfluss hat die Pandemie weiterhin auf Ihr Geschäft und auf Ihren Arbeitsalltag?

Baumann: Dass wir im Moment keinen analogen Kundenkontakt haben, hat einen großen Einfluss auf die Umsatzentfaltung. Wir können zwar den Stand halten, derzeit aber kein Wachstum realisieren, der Umsatz stagniert also und Wachstumspläne sind im Moment ausgesetzt.
Im Arbeitsalltag ist das Kennenlernen von Personen eine ganze Ecke schwieriger geworden. Es ist auch befremdlich, wenn man in Präsens in der Firma die Leute hinter ihrer Maske gar nicht richtig erkennt. Das nimmt auch irgendwie einen Teil der Persönlichkeit.

Was dagegen sehr gut funktioniert, ist die Disziplin des dezentralen Arbeitens. Bei uns hat sich in der letzten Zeit die Meetingkultur deutlich verbessert. Es wird nur noch der wirklich notwendige Kreis eingeladen, es gibt eine Agenda vorab, eine bessere Meeting-Disziplin und besseres Time-Boxing.

Man stößt im Meeting aber auch an die Grenzen der Möglichkeiten, z.B. bei der Arbeit an Kreativitätsthemen. Das ist in der virtuellen Welt schwieriger und langsamer. Auch gelingt es nicht so gut, den roten Faden visuell sichtbar zu machen, wie das früher in Teamräumen an der Wand leicht möglich war. Auch die aktive Einbindung der Teilnehmenden wird schwieriger. Mitschwimmer können leichter unbemerkt mitschwimmen. Wenn sich Menschen zurückziehen, dann sind sie aber nicht mehr aktiv am Veränderungsprozess beteiligt, was zu Lasten des Commitments geht.

Weiterer Nachteil ist, dass Meetings bei uns unmittelbar aneinander gepackt sind. Es fehlen Rüstzeiten, man springt unmittelbar von einem ins nächste Meeting. Das führt zu stärkerer Anspannung und zu mehr Stress.

Was fehlt ist auch die Spontanität für die kurzen Talks, den informellen Austausch auf dem Flur, das findet momentan nicht statt.

Wir leben aktuell eine komplett virtuelle Welt, selbst dann, wenn wir im Office sind. Der große Vorteil ist, dass die KollegInnen, die an anderen Standorten, etwa in der Dependence in Österreich arbeiten, gefühlt viel näher ranrücken. Der Austausch wird so viel leichter.

Consensa: Was aus der „neuen Arbeitswelt“ wird auch nach Corona bleiben?

Baumann: Das was sich glücklicherweise durchgesetzt hat, ist das Vertrauen in die Arbeit im Homeoffice. Homeoffice wurde vor der Pandemie gefühlt nie wirklich als gleichwertig angesehen. Nun wird deutlich, dass die Effektivität und Qualität der Arbeit nicht schlechter ist, vielleicht sogar besser. Das wird sicher bleiben.

Die Möglichkeiten, die virtuelle Meetings bieten, sind groß. Eine digitale Meetingkultur hat sich etabliert und wird mit Sicherheit auch in Zukunft ein wichtiges Instrument bleiben.

Ohne die Pandemie hätten wir einen solchen Wandel niemals in dieser Geschwindigkeit geschafft. Plötzlich war die Notwendigkeit da, Zusammenarbeit anders zu organisieren und neue Wege zu finden.

Consensa: Was ist Ihr Tipp für gute Zusammenarbeit über die Distanz?

Baumann: Auch über die Distanz den persönlichen Kontakt herstellen. Das erleichtert die Arbeit ungemein.

Ich versuche mit meinen MitarbeiterInnen gemeinsam Erfahrungen zu durchleben. Dabei will ich anregen, gemeinsam Ideen entwickeln und nicht anordnen. So kann Vertrauen aufgebaut und eine bessere Verbindlichkeit geschaffen werden. Dafür sind in der virtuellen Welt kollaborative Tools enorm wichtig und damit meine ich Tools, die eine gleichzeitige Zusammenarbeit online ermöglichen. (wie z.B. Confluence, DEON, Miro,…).

Consensa: Angenommen, die Pandemie endet: Was ist das Erste was Sie tun werden?

Baumann: Ich werde alle Masken wegschmeißen (Gelächter) und mit KollegInnen in den Biergarten gehen. Es besteht eine echte Sehnsucht, auch außerhalb der Arbeitsumgebung ein Zusammensein als After-Work Event zu ermöglichen.

Consensa: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

 

Volker Baumann, seit 2020 Head of Research & Development bei Anton Paar GmbH, verantwortet den Bereich Produktentwicklung und ist daher in Change-&Arbeitsprozessfragen immer vorn dabei.
Vor seiner Zeit bei Anton Paar GmbH war Volker Baumann zunächst als Director Software Development und später als VP Research & Development bei der YXLON International GmbH tätig.

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